Man soll den Tag nicht vor dem Abend tadeln…

… sagt derzeit der Dresdner Bürgermeister. Einst hieß es, dass die Dresdner Innenstadt schrecklich unattraktiv für die meisten Einzelhändler geworden sei. In Dresden sah man die Konjunktur schon in den Winterschlaf verschwinden. Doch ganz überraschend musste man einsehen, dass man sich geirrt hatte und den pessimistischen Stimmen zu viel Gehör geschenkt hatte. Dresdens Bürgermeister Herr Marx verkündet aber nun, dass die Innenstadt, das heißt die zahlreichen Einkaufsstraßen, so sexy wie nie für neue Investoren und Händler seien. Das liege vor allem an der Wirkung von Primark, welches die Bürger und Touristen zu ohnmächtigen Kaufwilligen mache. Die bekannte Textilkette, die international auch viel Kritik erhält, ziehe in Dresden genug Leute wieder in die Innenstadt, dass sich nun auch neue Shops vermehrt ansiedeln. Erinnert sei dabei, wie die Eröffnung Primarks in Dresden floppte. Es gab vor circa einem halben Jahr große Fragezeichen in den Gesichtern des Bürgermeisters und den Investoren. Denn die kilometerlangen Kassenschlangen blieben damals aus – sehr zur Freude der Demonstranten, die sich vor der Filiale positioniert hatten.

Primark in Dresden gab nun bekannt, dass täglich bis zu 20.000 Kunden den Laden erfolgreich wieder verlassen. Das ist nicht gerade ein geringe Zahl. Mussten sich die Leute hier erst an die Billig-Modekette gewöhnen? Waren sie anfangs skeptisch wegen des schlechten Rufs des Herstellers? Lehnten sie scheinbar mindere Textilienqualität ab? Oder verflogen gar die hohen Ideale der Bürger? Aus „Kleidung, die drei bis acht Euro kostet, kann nur menschenverachtend hergestellt sein“ wurde wahrscheinlich „Ach, gucken kann man ja mal…“ und daraus wurde letztlich „Ahh geil, ne bunte Leggings für nur zwei Öro fünfzsch.“ Die Dresdner sind eben auch nur Menschen, zumindest welche, die an den Kapitalismus glauben und glauben wollen.

 

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